Feiern mit Familie und Freunden: Wie alles begann.
Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen sich wohlhabendere Stadtbewohner nach dem Land zu sehnen: Wer es sich leisten konnte, baute sich ein Sommerhaus im Grünen. Wo es in der Stadt oft eng, laut und nicht sehr hygienisch zuging, lockte das Land mit guter Luft, weitem Blick und himmlischer Ruhe. So auch in München: Der Starnberger See wurde bereits im 15./16. Jahrhundert von wohlhabenden Münchner Patriziern entdeckt, bald danach erschienen schon die ersten Reiseführer, die auf eine der landschaftlich attrakivsten Gegenden Bayerns aufmerksam machten.
Der Münchner Kaufmann Angelo Knorr war einer der ersten, der in Niederpöcking am Starnberger See ein großes Grundstück erwarb. Seine Freunde – allesamt wohlhabende Münchner Bürger – folgten ihm, und es entstand innerhalb von nur drei Jahren ein geschlossenes Ensemble von großen Grundstücken mit wunderschönen Villen am Ufer des Starnberger Sees.
Eingeweiht wurde die Villa Knorr mit der Hochzeitsfeier von Angelo Knorr und Elisabeth Molitor, genannt Betty, am 20. September 1855. Und von Anfang an war dieses Haus der Freude und dem Glück gewidmet, große und aufwendige Kostümfeste mit den Freunden und Nachbarn in Niederpöcking wurden gefeiert – meist in der Villa Knorr, weil sie das großzügigste der Sommerhäuser war und den meisten Platz bot. Die Familie machte viele Ausflüge am, um und auf dem Starnberger See. Angelo Knorr ließ für seine Frau eine schön geschmückte Barkasse bauen und benannte sie nach ihr "Betty".
Angelo und Betty Knorr erlebten glückliche Zeiten, sowohl in München, wo die Geschäfte gediehen, wie auch in Niederpöcking. Fünf Söhne gingen aus der Ehe hervor, allerdings verstarb Angelo Knorr 1872 mit nur 52 Jahren und sein ältester Sohn, gerade 16-jährig, übernahm die Geschäfte.
Am Leben in der Villa änderte sich über die nächsten Jahre nur wenig, sie wurde nach wie vor von der Familie und deren Freunde als Sommersitz genutzt. Erst im Jahr 1900 übernahm der dritte Sohn der Knorrs, Ludwig, das Anwesen. Er führte das gesellschaftliche Leben zusammen mit seiner Frau – beide als sonnige Gemüter und warmherzig beschrieben – im Sinne seiner Eltern fort. Im Jahr 1913 wird als letztes großes Fest die Hochzeit der Tochter Johanna, Enkelin von Angelo und Betty Knorr, gefeiert.
Der erste Weltkrieg ging an dem munteren Treiben in der Villa Knorr nicht spurlos vorüber, und während der Inflation in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde sie nicht mehr als Sommerdomizil genutzt. Robert Knorr, der Erstgeborene von Ludwig Knorr, übernahm Anfang der Zwanziger Jahre die Verwaltung für die Erbengemeinschaft. 1922 baute die Familie gegenüber der Villa ein landwirtschaftliches Anwesen, den Sonnenhof, der in Zeiten der rasant ansteigenden Geldentwertung die Lebensmittel-Versorgung sicherstellen sollte.
1925 pachteten Elisabeth Horzetzky und Marie Luise Backe die Villa Knorr, die zuvor noch gründlich renoviert wurde. Als Mädchenpensionat Buchenheim bot die Villa höheren Töchtern Heimat, die aus vermögenden Familien aus ganz Europa stammten, teilweise sogar aus Australien, den USA und den Philippinen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte Familie Knorr die Villa dann wieder selbst: Dr. Walter Knorr, Enkel von Angelo und Betty, eröffnete 1946 ein private Frauenklinik. Viele der Knorr’schen Nachfolger wurden hier geboren.
132 Jahre nach dem Bau der inzwischen stark renovierungsbedürftigen Villa Knorr verkaufte die Familie das Anwesen an Dr. Michael Roever. Er ließ die denkmalgeschützte Villa mit staatlicher Hilfe von Grund auf renovieren und richtete ein Tagungshotel in den historischen Räumen ein – mit Gästezimmern und Tagungsräumen. Bis kurz vor der Jahrtausendwende etablierte sich La Villa, wie das Haus jetzt genannt wurde, als Tagungshotel der Spitzenklasse, nicht zuletzt durch die guten Beziehungen von Dr. Roever zum Management großer Unternehmen.
Doch immer öfter wurde La Villa auch für private Feiern genutzt, für Geburtstage, Jubiläen und vor allem auch für Hochzeiten. Es ist, als ob das Haus zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurück gefunden hat: Ein Ort der Freude, des Lachens, des Glücks. Angelo Knorr würde es freuen!