Fragen an eine Hochzeitsplanerin
Unter welchen Bedingungen macht dir das Planen einer Hochzeit besonders Spaß?
Am meisten Freude macht es mir, wenn ich meine Brautpaare von Beginn der Planung ohne Zeitdruck beraten kann, was gleichzeitig bedeutet, dass die Paare frühzeitig auf mich zukommen. Dann gibt es ein größeres Angebot an Locations und Dienstleistern zur Auswahl, das den Erwartungen meiner Paare gerecht wird.
Sympathie auf allen Seiten ist natürlich die wichtigste Grundvoraussetzung und das A & O, gerade wenn es um den wichtigsten Tag des Lebens geht und ich meinen Paaren über einen langen Zeitraum intensiv zur Seite stehe.
Immer erfreulich ist es, wenn ein Brautpaar offen für Neues ist und sich inspirieren lassen möchte.
Und unentbehrlich ist es, dass das Budget dann auch zu den Vorstellungen passt. Aber um an der richtigen Stelle zu investieren, gibt es bei mir immer eine konstruktive Beratung, bevor es mit der Planung losgeht.
Und wenn wir dann mal loslegen, dann macht es einfach nur noch Spaß!
Welcher Schritt der Planung macht dir am meisten Freude?
Am schönsten für mich als Hochzeitsplanerin ist es, die einzelnen Schritte meiner Paare zu begleiten – angefangen vom Locationscouting bis hin zum Grande Finale am Hochzeitstag. Im Vergleich zu trockenem Excel liebe ich es, maßgeschneiderte Moodboards für das Weddingdesign auszuarbeiten. Das kreative Denken macht mir dabei mindestens genauso viel Spaß wie die begeisterten Blicke meiner Paare, wenn ich beim gemeinsamen Termin das fertige Konzept präsentiere.
Was ist das Anspruchvollste an der Planung einer Hochzeit?
Hierzu zählt sicher der kühle Kopf, wenn es mal hektisch wird. Als Hochzeitsplanerin muss man auf alle Arten von Komplikationen und kurzfristigen Änderungen vorbereitet sein. Genau an der Stelle zahlen sich Professionalität, ein gutes Netzwerk und vor allem die eigenen Erfahrungswerte aus.
Woher nimmst du die Inspiration für deine Hochzeitskonzepte?
In der Tat hole ich mir keine Inspirationen. Jedenfalls nicht bewusst – weder auf Social Media noch auf Pinterest oder anderweitig im Netz. Ich liebe es, mich immer wieder aufs Neue auf meine Paare einzulassen, habe besonders viel Spaß daran, deren Persönlichkeit (z.B. Herkunft, Hobbies, Vorlieben…) am Tag der Hochzeit mit einfließen zu lassen.
Aber natürlich braucht man ein Verständnis für Design, welches mir wohl in die Wiege gelegt wurde. Ich möchte nichts nachmachen, sondern jedes Konzept neu erfinden – und das lässt sich einfach nicht googeln.
Welches deiner Konzepte war das Ausgefallenste bzw. Aufregendste?
Konzepte sind immer unterschiedlich, aber richtig spannend wird es, wenn ein Brautpaar zu Beginn mit ein paar Bildern zur Inspiration kommt und mich dann fragt, was ich vorschlagen würde. Häufig war das Ergebnis dann am Ende etwas völlig anderes – wie beispielsweise Schwarz als Akzentfarbe, die richtig eingesetzt pure Eleganz mit sich bringt oder aber auch verspieltem Decor und Blush-Tönen einen urbanen Touch verleihen kann. Entscheidend ist immer, dass ein Konzept zur Location passt, um die Feier perfekt in Szene zu setzen. Gibt es Elemente, die man aufgreifen kann? Womit kann sich das Brautpaar identifizieren und was lässt jeden Gast beim Betreten des Saals erkennen, auf wessen Hochzeit er ist? So beschreiben sich die ersten Schritte meiner Herangehensweise für ein individuelles Weddingdesign.
Aufregend ist es, die Persönlichkeit eines Brautpaars ins Design einfließen zu lassen. Gerade wenn Braut und Bräutigam verschiedene Herkunftsländer und Bräuche haben. Mein Highlight war eine Hochzeit, bei der Menschen aus 12 verschiedenen Ländern zusammen kamen und dabei die Herzlichkeit und Kulturen aller Welt neu entdecken konnten. Unvergesslich ist natürlich jede Hochzeitsfeier, da jedes Paar die Planung aufs Neue aufregend für mich macht.
Zu meinem ganz persönlichen Highlight zählt aber auch immer noch meine eigene Hochzeit auf Sizilien.
Die Hochzeitspaare legen dir als Hochzeitsplanerin die Verantwortung für einen der wichtisgten Tage ihres Lebens in die Hand. Wie fühlt sich das dir entgegengebrachte Vertrauen an?
Ganz ehrlich – es ist großartig und ich bin mir meiner Verantwortung sehr bewusst. Ich freue mich darauf meinen Brautpaaren eine Stütze zu sein und genieße es, deren Freude miterleben zu dürfen. Als gute Hochzeitsplanerin gibt es keinen Grund, sich unter Druck zu setzen. Man weiß was man tut und die Freude und Begeisterung meiner Paare bestätigt mir dies immer wieder aufs Neue.
Hast du einen Geheimtipp, den du zukünftigen Hochzeitspaaren mitgeben kannst?
Ich könnte eine Liste schreiben an Dingen, an die man denken muss. Das Wichtigste wird jedoch häufig vergessen: gemeinsame Zeit als Brautpaar. Sich ein paar Minuten Zweisamkeit zu gönnen um den schönsten Tag des Lebens einen Moment auf sich wirken zu lassen!
Wie kamst du dazu, dich neben der Hochzeitsplanung auch als Traurednerin ausbilden zu lassen?
Nachdem ich von einer Bekannten vor einigen Jahren gefragt wurde ob ich deren Traurede halten möchte, habe ich mich nicht nur darauf eingelassen, sondern gespürt wie viel Freude es mir bereitet. Da ich es liebe zu Schreiben und mit Worten Emotionen zu schaffen, ist es für mich die perfekte Ergänzung zur Planung, weshalb ich das von Anfang an mitaufgegriffen habe und vor dem Start in die Selbstständigkeit mich auch mit dem entsprechenden KnowHow als professionelle Traurednerin ausgestattet habe.
Wie gehst du an das Schreiben einer Traurede heran?
Nachdem sämtliche organisatorischen Punkte, die Freie Trauung betreffend, miteinander besprochen wurden, führe ich mit meinen Paaren ein Traugespräch, bei dem sie mir in entspannter Atmosphäre über mehrere Stunden ihre Geschichte erzählen. Den Termin lege ich bereits so, dass ich in den darauffolgenden Tagen genügend Zeit zum Schreiben habe und mich voll und ganz der Traurede widmen kann. Direkt nach dem Gespräch mache ich es mir gemütlich und sauge das Erzählte auf wie ein Schwamm. Es geht jedoch nicht nur um die Inhalte und Erlebnisse eines Paares. Das Wichtigste dabei ist Empathie. Ich mache mir ein Bild über die beiden und entwickle dabei selbst das richtige Gespür für meine Art und Weise die Rede zu schreiben.
Dann beginne ich mit einer weißen Seite und schreibe los.
Im nächsten Schritt erarbeite ich mit meinen Paaren sämtliche Details, liefere individuelle Vorschläge für ein passendes Trauritual wenn gewünscht, unterstütze beim Eheversprechen oder formuliere die Liebe des Paars in meinen Worten. Zu guter Letzt fließt ein Input der Familie und engsten Freunde als i-Tüpfelchen ein, bevor ich mich an die finale Ausarbeitung mache.
Daneben gibt es noch viele weitere Dinge, die durch mich organisiert und vorbereitet werden, um das Brautpaar und alle Gäste bei der Trauung zu begeistern und eine nachhaltige Erinnerung zu schaffen. Extra-Tempos inklusive.
Kommt es manchmal vor, dass du kreative Blockaden hast? Wie kommst du aus ihnen wieder heraus?
Um jedem meiner Paare die Aufmerksamkeit, Zeit und Kreativität zu widmen, die eine geniale Rede zum Resultat haben, nehme ich mir ausreichend Zeit zum Schreiben. Es kam bisher noch nicht vor – da es nach den Traugesprächen nur so aus mir sprudelt – aber sollte es mal einen Tag geben an, dem ich meine Schreiblaune suchen muss, gibt es noch genügend Puffer, um das auszugleichen.
Gibt es ein/e Klischeevorstellung/Vorurteil gegenüber deinem Beruf, das du gerne richtig stellen würdest?
Ich würde es weder Klischee noch Vorurteil nennen, aber bislang hat mir jedes meiner Brautpaare bestätigt, dass sie sich dem Umfang einer Hochzeitsplanung und einer Traurede im Voraus gar nicht bewusst waren. Woher auch – meistens heiratet man zum ersten Mal. Umso schöner ist es für mich, wenn meine Arbeit vom Brautpaar wertgeschätzt wird, was inzwischen längst für neue Paare aus der ehemaligen Gästegesellschaft gesorgt hat.
Worauf freust du dich am Hochzeitstag am meisten?
Es ist immer wieder aufs Neue eine große Freude für mich zu sehen, wie am Hochzeitstag alle Rädchen ineinandergreifen. Wenn der Plan aufgeht, den ich i.d.R. 1,5 Jahre erarbeitet habe, wenn mein Brautpaar und alle Gäste begeistert sind. Mein Herz bewegen die strahlenden Gesichter meiner Brautpaare während des gesamten Hochzeitstages und wenn wir beim Abschied beinahe zu Tränen gerührt sind.
Welche sind die 5 Dinge, die du an deinem Beruf besonders liebst?
1. Ich liebe es, mit Menschen zusammenzuarbeiten und durch meine Arbeit am schönsten Tag ihres Lebens ein kleiner Teil ihrer großartigen Liebesgeschichte zu werden.
2. Ich liebe es, mich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen und mich dabei selbst weiterzuentwickeln. Man lernt nie aus, und open minded zu sein, ist die beste Strategie für Freude und Erfolg bei dem was man tut.
3. Ich liebe es, kreativ zu arbeiten und jede Hochzeit bis ins kleinste Detail zu designen.
4. Ich liebe es, meine Brautpaare mit Worten zu bewegen, zum Lachen zu bringen und zu Freudentränen zu rühren.
5. Ich liebe es, mit dem was ich tue zu begeistern, und es gibt kein schöneres Kompliment als vor Freude strahlende Augen und einen Luftsprung vom Brautpaar, für den ich verantwortlich bin.
Was wünschst du dir für die Zukunft deiner Branche?
Ich wünsche mir, dass die Branche auch in Zukunft von vielen kreativen Köpfen und leidenschaftlichen Selbstständigen bereichert wird, die Professionalität an den Tag legen und den Fokus auf Qualität statt Quantität setzen.
Photocredits:
Bild 1 – links: Vanessa Kaub, rechts: Jürgen Kappelmeier, Bild 2 – links & rechts: Miriam Kuschel, Bild 3 – links & rechts: Marina Radon, mitte: Jürgen Kappelmeier, Bild 4 – Miriam Kuschel, Bild 5 – links & rechts: Cihan Meral, Bild 6 – links & rechts: Jürgen Kappelmeier, Bild 7 – links, mitte & rechts: Miriam Kuschel, Bild 8 – Cihan Meral